Da wir bei unterschiedlichen Fluggesellschaften gebucht haben, müssen wir getrennt fliegen, blöd, aber nicht zu ändern.
Ich fang an… als Marcel mich an den Bahnhof fährt, stehen davor ungefähr 10 Feuerwehrautos mit Blaulicht, im Bahnhof hört man eine Sirene und die Durchsage, dass aus Sicherheitsgründen der Bahnhof geräumt werden muss. Na toll, das geht ja gut los!!! Die Anspannung steigt, aber nach 10 min ist zum Glück alles vorbei.
Mit dem Zug nach Frankfurt, von dort im Flieger nach Amsterdam und dann nach Buenos Aires, geht alles gut. Am Flughafen dauert es eine Weile, bis ich den Fahrer mit meinem Namen in der Hand finde, mit ihm geht es in den Stadtteil Palermo.
Da bin ich, im Gegensatz zu Deutschland scheint die Sonne und es sind schon früh am Morgen 27 Grad. Kaputt von der langen Reise passiert am 1. Tag nicht viel, ich erkunde ein Stück die Umgebung, mittlerweile hat auch Marcel sich auf den Weg gemacht, dank Handy haben wir Kontakt, als er in Paris in den Flieger nach Buenos Aires steigt, fallen mir die Augen zu.
Tag zwei, ich warte schon ganz hibbelig, gegen Mittag kommt Marcel wohlbehalten an, ach bin ich froh! Auch er ist müde von der Reise, wir drehen wieder eine Runde durch unser Viertel und landen bei Mc Donalds. Anfangs erfreut etwas Vertrautes von zu Hause zu sehen, wissen wir jetzt, dass es hier ungefähr so viele bekannte Fastfoodketten gibt, wie Sand am Meer. Immerhin ist es relativ unkompliziert etwas zu bestellen, auch ohne Englisch. Am Abend, in einer Trattoria, gibt sich die Kellnerin viel Mühe uns alles auf Englisch zu erklären, bis wir erfahren, dass sie in München geboren wurde, und perfekt Deutsch spricht.
Genug ausgeruht, am 3. Tag legen wir richtig los. Wir wollen mit der Metro ins Stadtzentrum, um diese zu nutzen, braucht man eine Plastikkarte auf welche ein Guthaben geladen wird. Mit Bus oder Metro durch die Stadt zu fahren, gehört in Buenos Aires zu den wenigen Sachen, die wirklich günstig sind.
Wir steigen an der Endhaltestelle aus und laufen ein Stück am Hafen entlang, dann weiter ins Zentrum mit vielen Läden und Cafés. In der Fußgängerzone hört man permanent „cambio, cambio?“, das heißt: wechseln oder tauschen.
Der argentinische Peso verliert durch die Inflation ständig an Wert, um den Wert ihres Vermögens zu erhalten, versuchen die Einheimischen ihr Geld in Dollar zu tauschen, oft zu einem viel besseren Wechselkurs, als ihn die Banken bezahlen würden. An den Bankautomaten werden allerdings keine Dollar ausgezahlt, das Geld der Touristen ist die einzige Möglichkeit an Dollar zu gelangen. In der Fußgängerzone wird also Geld getauscht, eigentlich nicht legal, aber die Polizei geht nicht dagegen vor.
Wir fahren noch ein Stück mit der Metro in den Stadtteil Recoleta, um uns einen berühmten, alten Friedhof anzusehen, auf welchem auch Evita ruht. Hier gibt es keine bepflanzten Gräber, dafür große teilweise monumentale Familiengruften. Durch Fenster und Türen kann man hinein sehen, meist gibt es einen kleinen Altar, oft führt eine Treppe in den Untergrund, in Regalen sind mehrere Särge zu sehen. So manche Gruft wirkt verlassen und zerfällt allmählich, andere sind umso gepflegter mit Marmor und Statuen geschmückt.
Nach einer Kaffeepause wollen wir den Rückweg antreten, die Besitzer unseres Hotels haben von einem Bus gesprochen, der direkt bis zu uns zurück fährt und uns die Straße im Stadtplan markiert.
An dieser Straße angekommen finden wir viele Bushaltestellen, aber es gibt keinen Plan welche Linie wohin fährt. Wir wollen jemanden fragen, leider spricht fast niemand Englisch, nicht am Kiosk, nicht in der Apotheke, nicht in Restaurants. Mit ein paar Wörtern Spanisch gelingt es uns nach dem Weg zu fragen, eine geduldige Frau erklärt auch lang und breit, aber wir verstehen nicht viel. Dann endlich treffen wir ein junges Pärchen, das Mädchen spricht super Englisch und sucht uns mit ihrem Handy diverse entsprechende Verbindungen raus. Wir verabschieden uns dankbar. An der richtigen Haltestelle, den Bus schon vor Augen, guckt ein Mann in unseren Stadtplan und schüttelt den Kopf, der Bus fährt ohne uns weiter… Offenbar steht uns die Verzweiflung so langsam ins Gesicht geschrieben, wieder ein Pärchen fragt, ob es uns helfen kann, auch Sie nennt uns Bus und Haltestelle, beim Einsteigen nickt der Busfahrer und will uns ein Zeichen geben, wann wir aussteigen müssen. Wir fahren tatsächlich bis fast vor die Haustür und sind erleichtert, als wir in unserem Hotel ankommen. Einer der Besitzer kann gar nicht fassen, dass niemand Englisch spricht, jeder lernt es auch hier in Argentinien in der Schule. Er empfiehlt uns für den Abend noch ein touristisches, günstiges Restaurant in der Nähe.
Das Restaurant ist schnell gefunden, da wir Deutschen so früh essen, auch ein Tisch, mit der Bestellung ist es nicht ganz so einfach. Die dritte Kellnerin spricht „un poquito“, allerdings bekommen wir etwas völlig anderes zu essen, als das was wir erwartet haben. Aber wir verhungern nicht.
Am Tag darauf müssen wir unser Hotel wechseln, im Metro fahren sind wir ja quasi schon Profis, ab sofort wohnen wir im Zentrum.
In den nächsten Tagen laufen wir vor allem durch die scheinbar endlosen Straßen dieser Stadt, probieren landestypische Gerichte und Getränke, wie Empanadas und Mate-Tee, beobachten die Menschen und lassen uns treiben.
Ein Highlight für mich, ist ein ehemaliges Theater, welches jetzt als Buchladen dient.
In der Touristeninformation erfahren wir wo der Busbahnhof ist und dass man dort auch die Tickets der verschiedenen Unternehmen kaufen kann, also nichts wie hin. Der Bahnhof ist riesig und es dauert eine Weile bis wir uns zurecht finden. Der Mann am Schalter spricht selbstverständlich KEIN Englisch, übersetzt uns aber alles mit Google.
An unserem letzten Tag in Buenos Aires bummeln wir noch ein bißchen durch das Viertel San Telmo, bestaunen die in die Jahre gekommene, aber schöne Architektur, trinken Kaffee in einer großen Markthalle, laufen über einen Antiquitätenmarkt (unglaublich was es hier für Kostbarkeiten gibt!!!)
Am Abend begegnen wir einer endlosen Demonstration, unzählige fröhliche Menschen, laufen singend und klatschend zum Kongresszentrum, von Polizei, geschweige denn Wasserwerfern oder Ähnlichem ist weit und breit nichts zu sehen, die auf den Straßen wartenden Autos hupen im Takt.
Ein letztes Abendessen unter freiem Himmel in Buenos Aires, morgen ziehen wir weiter nach Rosario.
Was wir nach einer Woche sagen können: es ist laut, chaotisch, alternativ, tolerant, offen, meist freundlich und hilfsbereit, leidenschaftlich, teuer, die Hosen und Röcke vieler Frauen könnten kaum kürzer sein, dafür sind ihre Schuhsohlen umso dicker, die einzelnen Stadtviertel sind so unterschiedlich, dass für jeden etwas dabei ist von modern, jung und schick, über ruhig und grün, bis kolonial und geschichtsträchtig.
Bei all unseren kleinen und großen Vorhaben die es zu bewältigen gilt, strahlt Marcel eine unglaubliche Ruhe aus, die mir das Gefühl gibt, dass es keinen Grund gibt sich Sorgen zu machen, zusammen schaffen wir alles!